Karina Ressler im Gespräch mit Michael Hudecek (Auszug)

18. Juli 2019, Kategorie: Interviews

Karina Ressler:
Lieber Michael, was reizt dich am Job des Cutters?

Michael Hudecek:
Einen Film am Schnittplatz entstehen zu sehen, bis er so funktioniert, wie er vorher gedacht war, ist eine spannende Sache. Es reizt mich, vor immer neue Situationen gestellt zu werden und daraus zu lernen.
Schnitt hat sehr viel mit entscheiden zu tun – man ist ununterbrochen aufgefordert, Entscheidungen zu treffen – das ist wohl ein Thema in meinem Leben.

Karina Ressler:
Was macht deiner Meinung nach einen guten Cutter/eine gute Cutterin aus?

Michael Hudecek:
Sich auf ein Filmprojekt voll einzulassen und doch auch genügend Abstand zu bewahren, um den Film jeden Tag mit neuen Augen zu sehen.

Karina Ressler:
Welche Projekte, bei denen du mitgewirkt hast, sind dir besonders wichtig? Wo gab es Schwierigkeiten oder unvorhergesehene Hindernisse?

Michael Hudecek:
Der erste Spielfilm, den ich 1983/84 geschnitten habe, „Wiener Brut“ von Hans Fädler, war für mich ein erster Vorstoß in diese Welt. Hans und ich haben damals gemeinsam viel über Schnitt gelernt.
Bei jedem Projekt, ja sogar bei fast jedem Schnitt gibt es Schwierigkeiten, sonst wäre es ja langweilig – oder? Wichtig ist für mich, dass die Chemie mit Regisseur oder Regisseurin passt, damit das Überwinden der Hindernisse auch Spaß macht.

Karina Ressler:
Was sind deine nächsten Projekte filmischer Art oder auch in anderer kreativen Weise?

Michael Hudecek:
Ich arbeite gemeinsam mit Christina Zurbrügg an einem neuen Musikfilmprojekt und an unserem Musik-Live-Programm. Außerdem sollen heuer noch zwei CDs erscheinen.

Karina Ressler:
Warst du überrascht, dass du für „Caché“ den Schnittpreis bekommen hast, oder liegt es deiner Meinung nach auf der Hand (durch die Rückerinnerungen, die harten Schnitte usw.)

Michael Hudecek:
Ich war überrascht und habe mich sehr gefreut, diesen erstmals vergebenen Preis gemeinsam mit Nadine Muse zu erhalten. Vielleicht hilft es, das Schnittdepartement in der Öffentlichkeit und auch in der Branche aufzuwerten.

Karina Ressler:
Danke für das Gespräch.

Michael Hudecek, Editor, hat 2005 gemeinsam mit Nadine Muse (Sound-Editing bei Caché, außerdem Sound-Editing u. a. von: Klavierspielerin, Code inconnu, Wolfzeit (Michael Haneke), L’Un Reste, L’Autre Part (Claude Berri), Intimacy (Patrice Chéreau) , Mortelle Randonnée (Claude Miller)) den Europäischen Filmpreis für den besten Schnitt von Michael Hanekes „Caché“ bekommen.
Filmauswahl Michael Hudecek:
Der Kopf des Mohren, Alma – A Showbiz ans Ende, Das Auge des Taifun (Paulus Manker), Kids von Berlin, Endlich Schluss (Dieter Berner), Wiener Brut (Hans Faedler), The Rounder Girls (Sabine Derflinger, Bernhard Pötscher).